Am 15. September 2019 hatte ich die grosse Ehre und Freude, im Orpheum Supporter Orchestra (OSO) unter der Leitung von Howard Griffith mitspielen zu können. Das Konzert fand, nach 4 intensiven Probetagen, in der ausverkauften Tonhalle Maag in Zürich statt. Das Orpheum Supporters Orchestra vereint talentierte und ambitionierte Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft auf einer Bühne. Hinter der Projektidee steht die Erkenntnis, dass es eine beachtliche Anzahl Laienmusizierende gibt, die in ihrer Freizeit auf hohem Niveau ein Instrument spielen.
Normalerweise bin ich ja derjenige, der sich im Publikum befindet und zuhört. Sei es als Konzertbesucher oder in meiner Rolle als Stiftungsverantwortlicher bei der Beurteilung von unterstützten Projekten.
Diesmal aber habe ich ein Konzert aus umgekehrter Perspektive erleben dürfen, und zwar als 2. Flötist des Orchesters. Auf dem Programm: Maurice Ravel («Pavane pour une infante défunte»), Ernest Chausson («Poème» op. 25 für Violine und Orchester), George Gershwin («Rhapsody in Blue» für Klavier und Orchester) sowie Dmitri Schostakowitsch (Auszüge aus der Orchestersuite «The Gadfly»)

Das Orpheum Supporter Orchestra ist als sinfonisches Projektorchester angelegt. Die Mitspielenden im Orchester sind praktisch allesamt hochqualifizierte Professionals in ihren täglichen Jobs in Wirtschaft, Politik, Medizin oder Verwaltung. Gleichzeitig aber auch hochqualifizierte Amateure als MusikerInnen (womit die Kategorisierung in Profi- und AmateurmusikerIn einmal mehr hinfällig wird..), die sich für diese Idee haben begeistern lassen und sich voller Elan der ihnen zugewiesenen Rolle widmeten.
Musterbeispiel einer Förderung
Der Anlass steht für mich für ein Musterbeispiel, wie Kulturförderung dank des praktischen Handelns Einzelner auch funktionieren kann. Einmal durch das erhebliche finanzielle und zeitliche Engagement der beteiligten «Amateure»: alle Orchestermitglieder haben sich ihren «Spielplatz» finanziell als Supporter einen bedeutenden Geldbetrag kosten lassen und in der Folge erheblich Zeit in die individuelle Vorbereitung investiert. Zusätzlich kamen dank diesem Fokus auf ein gemeinsames Ziel Geldmittel zusammen, die direkt dem Förderzweck der Orpheum-Stiftung zugeführt werden konnten. Und mit Stephen Warts (Violine) und Juan Pérez Floristán (Klavier) durften zwei hervorragende junge Solisten vor einem grossen, fachkundigen Publikum auftreten. Für mich persönlich stellte nach längerer Bühnenabstinenz der Auftritt eine Herausforderung dar, der ich mich voller Freude und Engagement gestellt habe. Am Ende unterstrich auch das Publikum mit begeistertem Applaus, dass dieser Abend nicht nur den ProtagonistInnen grossen Spass bereitet hat.
Kulturelle Wechselwirkung
Durch das Grundkonzept des OSO, Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Medizin oder Kultur einzubinden, wird das Anliegen der Musikförderung in die Gesellschaft hinausgetragen. Den Beteiligten wird durch ihr Engagement klar, dass Musik im Allgemeinen und Konzerte im Besonderen stets das Resultat von harter (wenn auch vergnüglicher) individueller wie kollektiver Arbeit sind, und dass Erfolg sich nicht von alleine einstellt. Und manchmal – auch das eine Lehre, die man aus dem Anlass ziehen kann – erreichen Menschen, die im beruflichen Alltag es gewohnt sind zu führen, das gemeinsame Ziel nur, wenn sich alle ins grosse Gefüge eines Orchesters einbinden lassen und die Leitung einem anderen, in diesem Falle dem Dirigenten, überlassen.
Man muss deshalb an dieser Stelle allen Verantwortlichen grosse Anerkennung aussprechen: Für die grossartige (Förder-)Idee und deren hochprofessioneller Umsetzung. Dem Dirigenten Howard Griffith, der mit seinem umsichtigen Führungsstil und mit souveräner Musikalität eine Gruppe von IndividualistInnen innert vier Tagen in ein harmonisches Orchester verwandelt hat. Und last but not least auch Thomas Pfiffner, dem Geschäftsführer der Orpheum-Stiftung und einstigen Präsidenten der FONDATION SUISA, für die tadellose Organisation von Probenarbeit und Konzertabend.
Urs Schnell
P.S: Save-the-date: Im Frühling 2021 folgt das nächste Abenteuer in der Serie…
Bilder: © Orpheum Foundation